»Ich will mich trennen, bin aber nicht sicher, ob es das Richtige ist.«

Wir halten Widersprüche und Uneindeutigkeit sehr schlecht aus. Anstatt sie als Teil des Lebens zu akzeptieren, lassen wir uns von ihnen lähmen und verunsichern. Darum harren wir auch viel zu oft in destruktiven Beziehungen aus – weil diese bei aller Destruktivität eben Beziehungen sind.

Es ist ganz einfach: Wäre Deine Beziehung zu 100% gut, wärst Du jetzt nicht hier. Wäre sie zu 100% schlecht, wärst Du auch nicht hier, sondern schon lange getrennt. Du bist hier, weil Deine Beziehung zu 50% gut und zu 50% schlecht ist. Darum willst Du Dich trennen, aber auch nicht. Du zweifelst an der Trennung, weil Du Dich fragst, ob die 50 guten Prozent nicht doch noch zu 100 werden können.

Hier kommt die schlechte Nachricht: Du wirst nie zu 100% von einer Trennung überzeugt sein. Denn der Mensch, von dem Du Dich trennen willst, ist der Mensch, in den Du Dich mal verliebt hast, dem Du immer noch zugeneigt bist, mit dem Du Dir eine schöne Zukunft ausgemalt hast und den Du zu allem Übel auch immer noch anziehend findest.

Außerdem ist eine Trennung scheiße. Sie tut weh und verändert Dein Leben in erheblichem Umfang. Dass das nicht zur Überzeugung beiträgt, liegt auf der Hand. 

Hier kommt die gute Nachricht: Doch, Du weißt, dass es das Richtige ist. Du weißt es ganz genau. Schließlich ziehst Du die Trennung schon ziemlich lange und intensiv in Betracht. Dem darfst Du vertrauen. Du willst Dich nicht trennen, weil Du undankbar oder beziehungsunfähig oder sonstwas bist (obwohl sich ein entsprechender genauer Blick immer lohnt), sondern weil es nicht passt.